Sonntag, 18. November 2018

Schreibwerkstatt - Gebärdensprache - Gefangen in einer Welt, in der man sich nur durch Gestik und Mimik verständigen kann. Alles um einen herum ist still, in einer Welt, die hektisch und laut ist.


Ich möchte schreien, aus Angst von niemandem verstanden zu werden, doch meine Stimmbänder reagieren nicht und somit bleibe ich stumm. Laute Musik, nehme ich nur in Schallwellen durch den Bass wahr und wenn jemand die Gebärdensprache verwendet, verstehe ich auch den Text. Ich versuche zu erkennen, was mein gegenüber mir mitteilen möchte, doch er spricht zu schnell und dadurch verstehe ich nur die Hälfte…
Die Sprache der Mimik und Gestik… eine Kommunikation, die kaum einer beherrscht und so mancher reagiert mit Unverständnis, wenn man versucht irgendwie darauf aufmerksam zu machen, dass man anders ist, dass man sich nicht „normal“ verständigen kann und somit auf andere Hilfsmittel zurückgreifen muss.
Für mich ist die Gebärdensprache etwas ganz normales, mit meiner Familie verständige ich mich nur mit dieser, aber sobald ich draußen bin…
Ist alles anders…
Die Ruhe, die Sicherheit und die Geborgenheit, die ich zu Hause verspüre, sind plötzlich verschwunden. Auch wenn ich nichts hören kann, so bemerke ich dennoch, wie hektisch und vor allem genervt alle um mich herum sind und das macht mir Angst…
Aber nicht nur ängstlich bin ich, sondern auch verwirrt und überfordert. Ist es als Hörender normal, so auf seine Umgebung zu reagieren?
Ist es besser nichts zu hören, damit man ruhiger und gelassener ist, weil die Geräusche um einen herum einen einfach nur überfordern? Wie hört sich das Hören überhaupt an? Und wie hören sich wohl die Worte an, die ich nur durch Zeichen verstehe?
Selbst meine Gedanken „sehe“ ich in Zeichen, weil ich es nicht anders gelernt habe, klar könnte ich zu einem Akustiker gehen, mir dort ein Gerät anfertigen lassen, um wenigstens ein wenig hören zu können…
Aber will ich das?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht…
Einerseits will ich das Hören lernen um leichter zu verstehen, andererseits bekomme ich allein bei dem Gedanken daran Angst, Angst vor Reizüberflutung und Überforderung. Angst überhaupt nicht mehr mit meiner Umgebung klar zu kommen…
Und so, bleibe ich dann doch lieber gehörlos, als alles neu zu erlernen…

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